Tatunca Nara irrer Häuptling aus Deutschland.

Erstmals hörte man von Tatunca Nara im Sommer 1972. Damals tauchte der braun gebrannte angebliche Indianer-Häuptling in Brasilien auf und gab an, der Häuptling eines unbekannten Volkes Namens Ugha-Mongulala zu sein. Er lebe mit seinem Volk in unterirdischen Gewölben unterhalb des Regenwaldes und es lebten dort auch etwa zweitausend deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg, die 1941-45 mit U-Booten nach Brasilien gekommen seien. Zusätzlich gäbe es die geheime Unterirdische Stadt Akakor, die auch Erich von Däniken zu seinen Geschichte unterirdischer Höhlen und Alienschätze verleitete.

 

Skeptisch wurden zunächst die brasilianischen Behörden, da Tatunca Nara nur gebrochen portugiesisch sprach, die deutsche Sprache dagegen perfekt beherrschte.

Mitte der 70er Jahre wurde der deutsche Auslandskorrespondent Karl Brugger auf den als Hochstapler titulierten Tatunca Nara aufmerksam. Tatunca erzählte ihm die Geschichte seines Volkes und wollte mit Brugger auf Entdeckungsreise gehen. Zunächst wollte man eine verlassene Pyramide im Regenwald suchen, die Außerirdische dort gebaut haben sollten. Brugger, angetan und stark überzeugt von Tatuncas Worten, schrieb die Geschichte des Tatunca Nara auf und veröffentlichte sie als das Buch „Die Chronik von Akakor“, die im Jahr 1976 auch in Deutschland erschien. Tatunca Nara machte ab diesem Zeitpunkt für kurze Zeit weltweit Schlagzeilen.

Um Geld zu verdienen, bot sich Tatunca Nara als Urwaldführer für Touristen an. Der erste Tourist, der häufiger kam und ähnlich wie Brugger nach der Entdeckung von Pyramiden und der unterirdischen Stadt Tatuncas, „Akakor“, strebte, war der Amerikaner John Reed. Er begann 1980 zusammen mit dem selbsternannten Häuptling eine Expedition. Beide wollten das Volk Tatuncas im Regenwald suchen. Allerdings kehrte Tatunca von dieser Reise allein zurück. Von John Reed fehlt seit diesem Zeitpunkt bis heute jede Spur.

Ähnlich erging es dem Schweizer Forstwirt Herbert Wanner. Er kehrte ebenfalls von einer Expedition mit Tatunca Nara im Jahr 1983 nicht mehr zurück.

Schließlich unternahm auch die Schwedin Christine Heuser mit Tatunca Nara im Jahr 1987 eine Expedition in den Urwald und verschwand auf geheimnisvolle Art und Weise.

Tatunca Nara wehrte sich gegen jegliche Anschuldigungen bezüglich Mordes oder nur eines Unfalles der drei vermissten Personen. Er wollte nie mit ihnen auf Expedition gegangen sein, sie nicht einmal gut gekannt haben. Während einer Touristenführung durch den Urwald einige Jahre später fand ein Ehepaar einen Totenschädel, der als der Schädel Herbert Wanners obduziert wurde. Daraus ergab sich, dass Tatunca Herbert Wanner im Urwald entweder zurückgelassen haben muss oder aber umbrachte. Ein Fußmarsch aus dem Ort, in dem Wanner während seines Urlaubs in Brasilien lebte, wäre undenkbar gewesen.

1985 wurde Karl Brugger in Rio de Janeiro auf offener Straße von einem Attentäter erschossen.

1990 nahmen sich der bekannte deutsche Abenteurer Rüdiger Nehberg und der Filmemacher Wolfgang Brög des Falles an. Unter dem Vorwand, einen Film über ihn drehen zu wollen, unternahm Brög mit zwei Frauen und Tatunca eine Urwaldexkursion. Bei dieser Gelegenheit filmte Brög die widersprüchlichen Aussagen Tatuncas. Nach monatelangen Recherchen und Dreharbeiten gelang es dann Brög, die Lügen und Widersprüche Tatuncas zu entlarven. Der 58-minütige Film wurde 1991 im ARD-Abendprogramm gezeigt.

Zum Fall „Tatunca Nara“ hat Rüdiger Nehberg das Buch Abenteuer Urwald geschrieben.

Durch das Bundeskriminalamt wurde Ende der 1980er Jahre ermittelt, dass Tatunca Nara in Wirklichkeit als Günther Hauck in Coburg (Bayern) geboren wurde und Anfang der 1960er Jahre aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten (unter anderen Unterhaltsschulden gegenüber seinen drei Kindern) aus Deutschland verschwand.

Tatunca lebt nach wie vor in Barcelos (Amazonas) am Rio Negro (Brasilien). Sein brasilianischer Pass weist ihn als „Tatunca Nara, Herkunft Indio“ aus. Im Jahr 2003 ließ sich Tatunca Nara für geisteskrank erklären. Er arbeitet immer noch als Touristenführer in der Region von Barcelos.

Literatur

  • Wolfgang Siebenhaar: Die Wahrheit über die Chronik von Akakor und andere Geheimnisse Südamerikas.
  • Rüdiger Nehberg 2004: Abenteuer Urwald. München , ISBN 3-89029-286-0.
  • Rüdiger Nehberg: Der selbstgemachte Häuptling. Kabel, Hamburg 1991, ISBN 3-8225-0169-7.

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