Ist die Inschrift mit dem Namen von Pharao Cheops in der großen Pyramide von Gizeh eine Fälschung?
Besonders in der Prä-Astronautik und der Grenzwissenschaft ist die Inschrift in der großen Pyramide von Gizeh ein gern verschwiegenes Artefakt. Oft wird auch behauptet, dass es sich um eine Fälschung des Entdeckers Sir Richard William Howard Vyse handelt.
Erfinder dieses Fälschungsvorwurfes war der Buchautor Zecharia Sitchin. In seinem Buch „Stufen zum Kosmos“ behauptete er, dass es sich bei der sogenannten „Cheops-Kartusche“ um eine plumpe Fälschung von Howard Vyse handelte. Howard Vyse war ein Außenseiter in seiner Familie und stand unter Erfolgsdruck und hatte daher die Fälschung geplant. Jedoch hatte er die Kartusche falsch geschrieben und dazu noch in einer falschen Schrift und Schreibweise.
Betrachten wir einmal die einzelnen Argumente. Das erste Argument ist leicht zu entkräften. Howard Vyse war weder unter Zeitdruck noch Erfolgsdruck, hatte er doch mehrere Entdeckungen vor der Cheops-Kartusche gemacht. Auch die Behauptung, dass Vyse in seiner Familie ein Außenseiter war, gilt nur teilweise, ja er war Außenseiter, da er sich mehr für die Archäologie als für die Kriegskunst interessierte, aber kein Außenseiter in der Hinsicht, dass er psychopathisch veranlagt war, wie Sitchin ihn quasi zeichnet.
Kommen wir zum zweiten Argument. Laut Sitchin hätte Vyse einen auffälligen Schreibfehler gemacht, da er eine fehlerhafte Vorlage verwendete. So schrieb Sitchin in „Stufen zum Kosmos“
Wer immer die von Vyse gelieferten »Texte« mit roter Farbe aufgetragen hat,
der Betreffende benutzte Schreibweisen, Schriften und Titel aus unterschiedlichen
Perioden – aber keine aus der Zeit von Chufu, sondern alle aus späterer
Zeit. Der Hersteller war auch des Schreibens nicht sehr kundig: viele seiner Hieroglyphen
waren entweder unklar, unvollständig, fehl am Platz,
falsch angewendet oder waren ganz und gar unbekannt1.
Was Sitchin hier verschweigt, ist, dass zB. Samuel Birch, einer der damals führenden Ägyptologen, keinesfalls irritiert war, wie Sitchin zuvor in seinem Text behauptet, oder die Schrift in eine andere Zeit verortete. Er kannte diese Schrift bis dato noch gar nicht und erkannte sie richtig als einen Vorläufer der Hieratischen Schrift. Einer Schreibschrift für Hieroglyphen.
Vyse hätte also in der sogenannten Semi-Hieratischen Schrift die Inschriften fälschen müssen, die er damals noch gar nicht kennen konnte. Nicht nur die Kartusche hätte er so fälschen müssen, sondern auch die Bezeichnung des Arbeitstrupps. So nannte sich ein Arbeitstrupp „Chufu regt Liebe an“ ein anderer Arbeitstrupp nutzte den erweiterten Namen „Chnum-Kufu“ und nannten sich „Die weiße Krone von Khnum-Chufu ist mächtig“. Zwei weitere Trupps verwendeten den sogenannten Horusnamen des Pharao und nannten sich „Horus Mededu ist der Reiniger der zwei Länder“ und „Horus Mededu ist der Reiniger“. Der Horusname jedoch, war zur Zeit der Entdeckung noch nicht bekannt und man wusste nicht mal, dass es sich dabei um einen Namen handelte. Vyse kann also gar nicht die Inschrift gefälscht haben.
Vor allem behauptete Sitchin jedoch, dass die berühmte Kartusche selbst falsch geschrieben wäre und das Zeichen für CH oder K statt eines Kreises mit Strichen (Sieb), einen Kreis mit einem Punkt in der Mitte (Sonne) hatte. Ganz so wie es in dem Buch, von welchem er laut Sitchin abgeschrieben habe. So zeigt uns Sitchin die Darstellung der falschen Cheopskartusche in seinem Buch
Laut Sitchin hätte Vyse bei der Inschrift „Reufu“ statt „Chufu“ geschrieben. Re mit einem Kreis und einem Punkt darin. Quelle: Sitchin „Stufen zum Kosmos“ S.231
Fazit
Im Endeffekt gibt es nur einen Fälscher und das war Zecharia Sitchin. Er behauptete, dass Vyse eine falsche Hieroglyphe verwendet hätte und bildet entsprechend eine falsche in seinem Buch ab. Aber weder in der Zeichnung bei Perring, Vyse selbst noch bei Lepsius ist eine falsche Darstellung zu sehen. Entsprechende Fotos zeigen klar einen Kreis mit Strichen. Grundsätzlich hat man sogar mehrere Inschriften mit dem Namen von Cheops gefunden, nur zur Zeit, als Vyse die Inschriften fand, waren ihm die Horusnamen nicht bekannt, er hätte diese also weder fälschen noch in der entsprechenden Schrift schreiben können. Leider fiel seine Behauptung auf fruchtbaren Boden in der Grenzwissenschaft, da hier immer gilt: Die Pyramiden sind nicht von den Ägyptern erbaut worden und viel älter als sie von der Wissenschaft datiert werden.
Literatur
Perring, John Shae (1839). The pyramids of Gizeh: from actual survey and admeasurement (Band 1): The great pyramid. London.
Howard-Vyse, Richard William Howard (1840). Operations carried on at the Pyramids of Gizeh in 1837: with an account of a voyage into upper Egypt, and Appendix (Band 1) London.
Sitchin, Z. (1983). The stairway to heaven: Book II of the Earth Chronicles. New York.
Pössel, M. (2000). Phantastische Wissenschaft: Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar.
Dörnenburg, F. (2008). Pyramidengeheimnisse?: Enträtselte Mysterien.
Links
Eine ausführliche Analyse zu Sitchins Behauptung und der Inschrift des Cheops findet sich auf der Webseite des leider viel zu früh verstorbenen Frank Dörnenberg oder in seinem Buch „Pyramidengeheimnisse„. Er war der eigentliche Entdecker dieses Schwindels und beriet Markus Pössel zu seinem Artikel in „Phantastische Wissenschaft“.
Die Königskartusche in der Cheopspyramide vom Ägyptologen Gunnar Sperveslage
Sitchin, Zecharia (1978) Stufen zum Kosmos ↩