An der nördlichen Küste der Halbinsel von Paracas gibt es eine Geoglyphe, die von den Einheimischen Calendabro (Armleuchter) genannt wird. Andere Namen dafür sind Trident und Dreifaltigkeit.
Verschiedene Theorien über die Funktion dieser Geoglyphe wurden gemacht. So glauben einige, dass sie von Piraten angelegt wurde, um auf einen Schatz hinzuweisen. Andere glauben, dass der Freiheitskämpfer und Freimaurer José de San Martín dieses Zeichen anbringen ließ. Lokale Legenden berichten, dass es der Blitzstab des Viracocha sei oder eine irdische Abbildung vom Kreuz des Südens. In der Präastronautik wird die Idee eines Wegweisers zu den Linien von Nazca favorisiert. Als erster erwähnt Robert Charroux diese Geoglyphe1. Er bezieht sich dabei auf einen anderen Autor (Beltrain Garcia), der angeblich dort Seile gefunden hat. Charroux schließt daraus, dass der Kandelaber deswegen ein Seismograph sei. So abwegig solch eine Idee auch ist2, sie wird dankbar von vielen anderen Autoren aufgenommen, ohne den Urheber des Ganzen auch nur zu erwähnen. Charroux sieht in den drei Zacken drei Wegweiser, nach Tiwanaku, Nazca und Ica3. Kurz nach Charroux nimmt Däniken sich dieses Themas in seinem Erstlingswerk „Erinnerung an die Zukunft“ an, und nur kurze Zeit später behauptet er, zusammen mit Hans Neuner den Kandelaber untersucht zu haben und in seinem Inneren weiße fluoreszierende Steinblöcke gefunden zu haben4. Doch der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist nicht besonders hoch einzuschätzen, da sich im Inneren nur Sand befindet, aber keine Steinblöcke. Däniken bietet zwar diverse Fotos an, jedoch weder welche von diesen Blöcken noch von der Nähe des Kandelabers. Das weißliche Glitzern wird durch das Salz erzeugt, das vom Seewind auf den Sand geweht wird. Auch die Größenangaben von Däniken sind anders als die der anderen Autoren, auch wenn er angibt, selber nachgemessen zu haben. In demselben Buch behauptet er nun, dass ihm plötzlich die Idee kam, der Kandelaber sei ein Wegweiser zu Tiwanaku und Nazca und in einer geraden Linie mit diesen verbunden. Der Nächste, der diese Geschichte aufgreift, ohne einmal einen Atlas aufzuschlagen, ist Charles Berlitz, der auch behauptet, diese Idee wäre ihm ganz allein gekommen5. Von den Größenangaben her dürfte er bei Däniken abgeschrieben haben.
Einen anderen Weg geht Zecharia Sitchin. In drei Büchern greift er die lokale Legende auf, dass es sich bei dem Kandelaber um den Blitzstrahl des Viracocha handelt. Er sieht ihn als den Blitzstrahl des Wettergottes Adad und damit Paracas als das Goldland des Königs Salomon.
Wissenschaftlich untersucht wurde der Kandelaber anscheinend nur vor Max Uhle 1906. Daher ist die Zuordnung der Geoglyphe zu einer bestimmten Zeitstellung nicht gesichert. Es gibt zwar in der Nähe eine Nekropole aus dem zweiten Jahrhundert, jedoch genügt das nicht für eine Datierung6. Die von Charroux behauptete Luftline zu Nazca und Tiwanaku existiert nicht. Schon Jim Woodmann stellte fest, dass die Peilung des Kandelabers nicht mal annähernd in Richtung von Nazca weist, sondern mitten in den Ozean7. Und auch Blumrich stellte in einem Artikel der Ancient Skies fest, dass der Kandelaber nicht nach Nazca weist8.
Eine interessante Idee stellt Guillermo Cook auf. Er sieht eine Verbindung des Kandelabers mit den Sternzeichen, in dessen Richtung er weist. Auch Walter Hain verweist auf diese Verbindung9. Und tatsächlich, wenn man der Richtung des Kandelabers folgt, zeigt sie genau auf die markantesten Sterne der südlichen Hemisphäre: auf das Kreuz des Südens und die Milchstrasse.
Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, die ich favorisieren würde. Der Kandelaber könnte einen Kaktus darstellen, speziell einen San-Pedro-Kaktus, der von den Schamanen der Paracas-Kultur für die Extraktion von Mescalin verwendet wurde. Auf vielen Keramiken aus dieser Gegend sind derartige Kakteen abgebildet und auch in der Natur stehen diese Kakteen nur wenige Kilometer entfernt. Vielleicht könnte es ja einen Zusammenhang der Kakteen mit dem Kreuz des Südens geben, welches vielleicht als ein Kaktus angesehen wurde, und damit wäre auch die Himmelsrichtung dieser Geoglyphe erklärt.
Literatur:
- WURSTER, W. W., LIEBSCHER, V., MASSON, P., UHLE, M., KRAUSE, G., & PRÜMERS, H. (1999). Max Uhle, 1856-1944: Pläne archäologischer Stätten im Andengebiet = planos de sitios arqueolo´gicos en el a´rea andina. Mainz am Rhein.
- CHARROUX, R. (1963). Histoire inconnue des hommes depuis cent mille ans. Paris.
- DÄNIKEN, E. V. (1968). Erinnerungen an die Zukunft: Ungelöste Rätsel der Vergangenheit. Düsseldorf.
- DÄNIKEN, E. V. (1969). Zuruck zu den Sternen; Argumente fur das Unmögliche. Dusseldorf.
- BERLITZ, C., & VALENTINE, J. M. (1975). Das Bermuda-Dreieck: Fenster zum Kosmos? Wien.
- WOODMAN, J. (1977). Nazca: Mit dem Inka-Ballon zur Sonne. München.
- BLUMRICH, J. (1978). Der Dreizack von Paracas. In: Ancient Skies 6/7/8 1978.
- CHARROUX, R. (1978). Das Rätsel der Anden. Düsseldorf.
- ILLESCAS COOK, G. (1981). El Candelabro de Paracas y la Cruz del Sur. Lima, Peru.
- CHILDRESS, D. H. (1986). Lost cities & ancient mysteries of South America. Stelle.
- SITCHIN, Z. (1990). The lost realms. Santa Fe.
- SITCHIN, Z. (1993). When time began. New York.
- PROULX, D. A. (2006). A sourcebook of Nasca ceramic iconography reading a culture through its art. Iowa City.
- SITCHIN, Z. (2007). The end of days: Armageddon and prophecies of the return. New York.
- HAIN,W. (2013). SAETI: Die Suche nach Artefakten von außerirdischen Intelligenzen.
CHARROUX, R. (1963). Histoire inconnue des hommes depuis cent mille ans ↩
das Seil wird wohl eher für die Konstruktion der Geoglyphe gedient haben, wenn es überhaupt wirklich jemals existierte ↩
CHARROUX, R. (1978). Das Rätsel der Anden. ↩
DÄNIKEN, E. V. (1969). Zuruck zu den Sternen ↩
BERLITZ, C., & VALENTINE, J. M. (1975). Das Bermuda-Dreieck ↩
ILLESCAS COOK, G. (1981). El Candelabro de Paracas y la Cruz del Sur ↩
WOODMAN, J. (1977). Nazca: Mit dem Inka-Ballon zur Sonne. ↩
BLUMRICH, J. (1978). Der Dreizack von Paracas. ↩
HAIN,W. (2013). SAETI: Die Suche nach Artefakten von außerirdischen Intelligenzen. ↩