👽 Ein afrikanisches Volk mit Wissen über einen unsichtbaren Stern? Was steckt wirklich hinter dem mysteriösen Sirius-Mythos der Dogon? Erfahre die Wahrheit, die Astronomen und Ethnologen spaltet! 🌌✨
Die Dogon, ein Volk aus Mali, rückten in den Fokus der westlichen Welt, als der französische Ethnologe Marcel Griaule und seine Schülerin Germaine Dieterlen in den 1930er Jahren behaupteten, die Dogon besäßen tiefgehendes Wissen über das Sirius-System, insbesondere über Sirius B – einen lichtschwachen Begleitstern von Sirius A, der nur durch moderne Teleskope beobachtet werden kann. Diese Behauptung führte zu einer Welle von Spekulationen, die bis heute andauern, trotz der Kritik und Widerlegungen durch Wissenschaftler.
Ursprung und Kontext des Sirius-Rätsels
Die Forschung von Griaule und Dieterlen fand in einer Zeit statt, in der europäische Wissenschaftler oft mit einer kolonial geprägten Perspektive auf afrikanische Kulturen blickten. Ihre Behauptung, die Dogon hätten detaillierte Kenntnisse über Sirius B, basierte auf mündlichen Überlieferungen, die während ihrer Feldstudien gesammelt wurden. Griaule dokumentierte, dass die Dogon von einem Doppelsternsystem sprachen, wobei sie Sirius A und B beschrieben haben sollen. Zudem hätten die Dogon von einem dritten, hypothetischen Stern (Sirius C) gesprochen, den selbst moderne Astronomen nicht nachweisen können.
Robert Temple popularisierte diese Idee in seinem Buch „Das Sirius-Rätsel“ (1977). Er behauptete, das Wissen der Dogon könne nur durch den Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen erklärt werden, da es laut ihm unmöglich war, dass sie ohne moderne Technologie Zugang zu diesen Informationen hatten.
Methodische und empirische Kritik
Die Behauptungen von Griaule und Temple wurden von der wissenschaftlichen Gemeinschaft eingehend untersucht und kritisiert:
- Methodische Fehler bei Griaule: Der belgische Ethnologe Walter van Beek, der in den 1980er Jahren eigene Studien bei den Dogon durchführte, konnte keine Hinweise darauf finden, dass die Dogon tatsächlich über spezifisches Wissen zu Sirius B verfügen. Van Beek argumentierte, dass Griaule möglicherweise durch suggestive Befragungstechniken die Antworten der Dogon beeinflusst und ihre Überlieferungen missinterpretiert hat. Dies wird durch die Tatsache gestützt, dass viele der Aussagen über Sirius in anderen Dogon-Gruppen nicht bekannt sind.
- Astronomische Fakten: Sirius B wurde erstmals 1862 durch den amerikanischen Astronomen Alvan Clark mittels Teleskop entdeckt. Er gehört zu einem Doppelsternsystem, das aus Sirius A, einem Hauptreihenstern, und Sirius B, einem Weißen Zwerg, besteht. Neuere Beobachtungen zeigen, dass Sirius B keine besonderen Eigenschaften hat, die mit den Dogon-Überlieferungen übereinstimmen. Der hypothetische dritte Stern (Sirius C) konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Stattdessen handelt es sich bei Sirius um ein System, das von weiteren Sternen umgeben ist, die jedoch junge, heiße Sterne sind, die keine Planeten tragen.
- Alternative Erklärungen für das Wissen der Dogon: Einige Wissenschaftler schlagen vor, dass die Dogon ihr Wissen über Sirius durch Kontakt mit europäischen Reisenden oder Händlern erhalten haben könnten, die bereits über grundlegende astronomische Kenntnisse verfügten. Diese Erklärung wird gestützt durch den historischen Kontext, in dem afrikanische Gemeinschaften zunehmend mit westlichen Wissenschaften konfrontiert wurden.
Die Rolle der Pseudowissenschaft
Robert Temples Hypothese über außerirdische Besucher ist ein klassisches Beispiel für Pseudowissenschaft, bei der selektiv Daten verwendet werden, um eine spektakuläre Theorie zu untermauern, während widersprüchliche Informationen ignoriert werden. Die Behauptung, dass komplexes Wissen oder Technologie in antiken Kulturen nur durch externe – und oft außerirdische – Einflüsse erklärt werden kann, verkennt die Fähigkeit indigener Völker, eigenständig komplexe Wissenssysteme zu entwickeln.
Die Dogon-Mythologie enthält tiefgehende astronomische, kosmologische und spirituelle Überlegungen, die als Produkte ihrer kulturellen und sozialen Entwicklung betrachtet werden sollten, anstatt sie durch spekulative Theorien zu entmündigen.
Fazit: Ein entzaubertes Rätsel
Das Sirius-Rätsel basiert auf methodisch fehlerhaften Interpretationen und wurde durch pseudowissenschaftliche Spekulationen weiter verzerrt. Seriöse Untersuchungen haben gezeigt, dass die Dogon weder über spezifisches Wissen zu Sirius B verfügen noch, dass es Beweise für außerirdische Kontakte gibt. Stattdessen sollte die reiche Kultur der Dogon in ihrem eigenen Kontext betrachtet werden, ohne sie durch westliche Projektionen oder spekulative Annahmen zu verfremden.
Weiterführende Literatur
- Walter van Beek: Dogon Restudies. A Field Evaluation of the Work of Marcel Griaule, 1991, Current Anthropology 32(2): 139–167.
- Klaus Richter: Was wissen die Dogon über Sirius A und B?, MegaLithos, Heft 3/2001.
- Markus Pössel: Phantastische Wissenschaft. Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar, Reinbek 2002.
- G. Calame-Griaule: Ethnologie et Langage, la parole chez les Dogon, Gallimard, Paris 1965.
- Paul Parin: Die Weißen denken zuviel. Psychoanalytische Untersuchungen bei den Dogon in Westafrika, Hamburg 1963/1993.