Palaeoseti-These:
In Mohenjo Daro, einer Ausgrabung in Pakistan, gibt es die besten Beweise für eine Atomexplosion im Altertum. Als die Grabungen das Straßenniveau erreichten, fanden die Archäologen überall in der Stadt verteilt Skelette. Viele hielten sich an den Händen und kauerten sich in den Wänden, als ob sie sich vor einer fürchterlichen Katastrophe verstecken wollten. Die Leichen lagen einfach verstreut herum, so wie sie hingefallen waren. Keiner hatte sie bestattet, dennoch hatte kein Tier sich an ihnen zu schaffen gemacht. Trotzdem waren die Leichen intakt, was David Hatcher Childress mit der hohen Strahlung erklärte1. Überall in der Stadt waren die Ziegel verglast und deuteten auf eine gewaltige Hitzeeinwirkung hin, wie David Davenport herausfand. Doch was konnte eine derartige Zerstörung bewirken?
Die Skelette, die man fand, sind die radioaktivsten, die je gefunden wurden. Sowjetische Untersuchungen an einzelnen Körpern zeigten eine 50-fach höhere Strahlung als normal. Das alles weckt die Erinnerung an eine Atombombe2. Der indische Historiker Kisari Mohan Ganguli antwortet darauf, dass es viele Beispiele in dem indischen Nationalepos Mahabharata gibt, die wie eine Atombombenexplosion klingen und an Hiroshima und Nagasaki erinnern. Der Archäologe Francis Taylor, der in nahe gelegenen Tempeln Texte übersetzte, erzählte, dass er immer wieder Textstellen gefunden hat, die von einem großen Licht sprechen, welches kommen wird und die Städte in Schutt und Asche legen wird3.
Die Skelette wurden mittels der C14-Methode auf ein Alter von 2500 v. Chr. datiert, jedoch versagt diese Methode bei derart radioaktiven Befunden. Die Datierung von Mohenjo Daro könnte durchaus 8000-12000 Jahre nach hinten verlegt werden, wie russische Wissenschaftler bestätigten.
Wissenschaftliche Erklärung
In keinem der Grabungsberichte wird von »unzähligen Toten« berichtet noch wird eine radioaktive Strahlung erwähnt4. Es ist sogar so, dass bei der ersten Ausgrabung 1925 radioaktive Strahlung nicht einmal hinreichend bekannt war, um sie bei einer Ausgrabung messen zu können. Die ganze Interpretation entstammt ursprünglich einem Werk von David Davenport mit dem Titel „2000 a.C. Distruzione atomica“. In diesem wird die Behauptung aufgestellt, dass es radioaktive Skelette in Mohenjo Daro gäbe, verglaste Ziegel und massenhaft tote Menschen. Später wurde die Geschichte immer weiter angereichert mit verschiedenen Details.
Die Radioaktivität.
Oft wird davon berichtet, dass noch heute in der Gegend um Mohenjo Daro erhöhte Radioaktivität gemessen wird. Dies hat allerdings nichts mit einer Atombombenexplosion zu tun, sondern ist auf verschiedene vertuschte Umfälle bei den ganz in der Nähe liegenden Atommeilern zurückzuführen5. Dies führte zum Austreten von schwerem Wasser und damit zur Verseuchung weiter Landstriche. Würde die Radioaktivität von einer Atombombenexplosion stammen, dann wäre die Strahlung nach knapp 100 Jahren nicht mehr nachweisbar. In Hiroshima und Nagasaki zum Beispiel ist die Strahlung bereits nach 60 Jahren wieder auf normalem Niveau angekommen. Auch ein angebliches Verbot, diese Gegend zu besuchen, existiert nicht, zumal die Stadt Larkana mit 500.000 Einwohnern direkt daneben liegt, genau wie der dazugehörige Flughafen mit dem bezeichnenden Namen Mohenjo Daro Airport.
C14 Datierung und Atombomben:
Es wird immer wieder angegeben, dass die C14-Datierung der Skelette, welche diese auf ein Alter von 2800 v. Chr. datiert hätte, ein falsches Datum liefern würde. Abgesehen davon, dass ich keine C14-Datierung finden konnte, zeugt eine solche Aussage von einem grundlegenden Missverständnis der C14-Datierung. Bei der C14-Methode wird keine radioaktive Strahlung gemessen, sondern das Verhältnis der instabilen C14-Isotope zu den stabilen C12-Isotopen. Die Differenz daraus ergibt eine Datierung. Es ist bei Versuchen in der Tat festgestellt worden, dass es zu einer geringen Anreicherung von C14-Isotopen in den obersten Schichten der Atmosphäre über einer Atomexplosion kommen kann, aber diese Anreicherung verteilt sich innerhalb von Monaten in der Atmosphäre. Das andere Problem sind die Menschen, die durch einen Atomschlag umkommen: Sie wären ja nicht mehr in der Lage, zusätzliche C14-Isotope durch die Nahrung zu sich zu nehmen, weswegen sie keine erhöhten C14-Werte hätten, haben könnten. Weil man das Problem der schwankenden C14 Werte, zb durch Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge weitestgehend eliminieren wollte kam man auf die Idee die C14 Daten mit den Dendrodaten zu kalibrieren. Man verwendet also das C14:C12 Verhältnis, welches es zur entsprechenden Epoche gab. Das ist auch der Grund, warum die C14 Datierung bis maximal 8000 Jahre zurück reicht. Da man nur bis zu diesem alter entsprechende Dendrodaten zur Verfügung hat. Aber es gibt noch eine sehr zuverlässige Datierungsmethode, welche die Ausgräber 1925 schon anwenden konnten, nämlich die zeitliche Zuordnung durch Vergleichsfunde. Die Induskultur, welche Harappa und Mohenjo Daro bevölkerte, hatte rege Handelsbeziehungen zu ihren Nachbarn. Dementsprechend ist die Keramik wie auch die Glyptik bei den Nachbarvölkern zu finden. Interessant sind hier die sumerischen Siegel, welche sich sehr gut datieren lassen und die man relativ häufig in Harappa und Mohenjo Daro finden konnte. Man kann also anhand von Importwaren eine Synchronisation der Induskultur mit den mesopotamischen Kulturen in beide Richtungen und deren Gleichzeitigkeit feststellen, ganz unbeeinflusst von irgendwelchen Strahlungen.
Die verglasten Ziegel:
Weder in Harappa noch in Mohenjo Daro wurden verglaste Ziegel gefunden. Das Einzige, was verglast war, ist eine verglaste Keramik, die typisch für die Spätzeit ist. Bei den einseitig verglasten Ziegeln scheint es sich um eine Weiterverarbeitung der Aussagen von Däniken und Davenport zu handeln, die von verglasten Steinen berichten, die von den Archäologen als „verglaste Keramik“ bezeichnet werden6.
Die Skelette von Mohenjo Daro
Die Skelette von Mohenjo Daro sollen in den Straßen gefunden worden sein, überall herumliegend ohne Bestattung, gestorben während einer Katastrophe. Das Ganze ist ein
Missverständnis. Es gibt durchaus eine Straße in Mohenjo Daro, in der Tote gefunden wurden, doch diese Leichen wurden begraben, als die Straße im Laufe der Zeit nicht mehr verwendet wurde und Häuser auf ihr erbaut wurden. Die Toten wurden, so wie in der Gegend üblich, unter dem Fußboden des Hauses bestattet. Sie waren damit zwar auf dem Level der Straße, jedoch lagen sie nie auf der Straße. Die Straße wurde daher auch als Deadmen Lane bezeichnet, allerdings befanden sich hier nur 2 Beisetzungen. Da selbst ein Laie den Skeletten die Bestattung ansehen kann (Beigaben usw.), wird für die dramatische Darstellung die Fundsituation aus Haus 5 verwendet in dem 9 Individuen bestattet wurden. Was hier direkt auffällt, ist, dass die Toten einfach nur hingelegt und zugeschaufelt wurden. Dies geschah in einer Zeit, als Haus 5 bereits eingeebnet war, also man ein Loch machte und die Toten da hinein legte. Mindestens 2 Bestattungen wurden dann noch nachträglich durchgeführt, sie befinden sich nochmals in einer jüngeren Schicht. Keiner der Toten zeigt schwere Verletzungen, weswegen die Archäologen nicht sicher sind, woran die Menschen gestorben sind. Aber was auf jeden Fall gesagt werden kann, ist, dass die Leichen keine Brandspuren hatten7.
Die Aussagen der Wissenschaftler
Der Archäologe Francis Taylor ist eine reine Erfindung, genau wie seine Aussage zu dem Licht, welches die Zerstörung brachte. Es gibt weder einen Archäologen mit diesem Namen noch das Magazin »World Island Review«, in dem diese Veröffentlichung stattfand.
Der russische „Wissenschaftler“ Alexander Gorbovsky existiert zwar, ist aber nur ein Autor, der im Magazin „Sputnik“ einzelne Artikel schrieb. Das Buch „Riddles of Ancient History“, welches oft im Zusammenhang mit den Atombomben von Mohenjo Daro genannt wird, existiert jedoch nicht.
Den Historiker Kisari Mohan Ganguli hat es gegeben. Er leistete ein Mammutwerk mit der Übersetzung des Mahabharata. Jedoch sind seine Aussagen zu den Atombomben im Mahabharata reine Erfindungen, da er bereits 1896 verstarb und bis dahin noch niemand eine Idee von einer Atombombe hatte.
Fazit:
Die Atombomenexplosion ist mal wieder ein Hoax. Ein Autor (David Davenport) hat sich etwas ausgedacht, andere schreiben unreflektiert bei ihm ab und jeder gibt ein wenig mehr Senf dazu. Am Anfang stand eine freie Interpretation von Aussagen aus dem Grabungsbericht (verglaste Keramik) und am Ende eine Atombombe. Das nenne ich mal stille Post.
Literatur.
- Marshall, J. (1931) Mohenjo-Daro and the Indus Civilization.
- Davenport. D.(1979) 2000 a.C. Distruzione atomica.
- Däniken, E.(1981) Reise nach Kiribati.
- Possehl, G.(2002) The Indus civilization: a contemporary perspective. Oxford.
- FARKAS, V. (2002). Geheimsache Zukunft von Atlantis zur hohlen Erde. Peiting.
- Hatcher Childress, D.(2003) Technologie der Götter.
- Gray, J. (2004) Dead Man Secrets.
Links:
Hatcher Childress, D.(2003) Technologie der Götter. ↩
Alexander Gorbovsky: Riddles of Ancient History 1966 ↩
Francis Taylor: World Island Review 1992 ↩
Marshall, J. (1931) Mohenjo-Daro and the Indus Civilization. ↩
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Rajasthan ↩
Däniken, E.(1981) Reise nach Kiribati. ↩
Possehl, G.(2002) The Indus civilization: a contemporary perspective ↩