Mhare, Public domain, via Wikimedia Commons

Die größten Pyramiden, die Pyramiden von Bosnien liegen in der Stadt Visoco. Hier finden sich 5 Pyramiden, von ihrem Entdecker, als Pyramide der Sonne, der Pyramide des Mondes, Pyramide des Drachens und die Pyramide der Liebe bezeichnet. Laut ihrem Entdecker Sam Osmanagich (bos. Semir Osmanagić) wurden die Pyramiden von den Illyrern vor 12.000 Jahren, also vor dem Ende der letzten Eiszeit, erbaut.


Ungefähre Position der „Pyramiden“ nach Osmanagić

Seiner Idee nach, sind die Pyramiden weltweit von den Illyrern aus Atlantis und Lemuria erbaut worden und die Pyramide der Sonne, mit einer Höhe von 220m die Mutter aller Pyramiden.

 Klassische Erklärung

 Die Pyramide, wenn man den Begriff etwas weiter fasst, ist eine Bauart, die nicht nur in Ägypten, sondern überall auf der ganzen Welt vorkommt. Von den Maya und den Vorgängern der Aztheken bis hin nach China usw. gibt es bekannte Beispiele. Grundsätzlich verwundert es nicht, da die Pyramide die einfachste und stabilste Form ist, um in die Höhe zu bauen, ohne sich um Statik und Genauigkeit zu sorgen. Deswegen wäre es durchaus denkbar, dass es auch in Bosnien zum Bau von Pyramiden gekommen wäre.
Die Formationen, die aber Semir Osmanagić auserkoren hat und mit ziemlich unlauteren Mitteln verteidigt, sind nur geologische Formationen, wie diverse Untersuchungen, sehr zu seinem Missfallen gezeigt haben.

 

Aus geologischer Sicht ist die rechteckige Form der Hügel auf die Eigenschaften der Brekzie, des Sedimentgesteins zurückzuführen, aus dem die Berge bestehen. Dieses Gestein ist aus plattenförmigen eckigen Brocken aufgebaut, die bei flüchtiger Betrachtung künstlich behauenen Steinen ähneln. Es bildet daher auch auffällig eckige Geländeformen. Im Berg entdeckte Tunnel wurden von John Bohannon 2006 in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift Science als Überreste alter Minen und kleinere Mauern als Ruinen mittelalterlicher Wasserbecken identifiziert1

 Im Internet und diversen Foren wurde viel Werbung für die Pyramiden gemacht, oft auch mit Hinblick den Tourismus der Region anzukurbeln. Und genau hier werden die Vorwürfe gegen die lokalen Behörden laut. Die aus unergründlichen Gründen, reale wissenschaftliche Grabungen zugunsten der Grabungen an den bosnischen Pyramiden einstellten.
Zusätzlich beklagten viele Wissenschaftler, dass durch das planlose „rumgebuddel“ tatsächliche Spuren des mittelalterlichen und römischen Visoco unwiederbringlich verloren gehen.

 

Im Juni 2006 haben zahlreiche namhafte Wissenschaftler einen Protestbrief unter dem Titel Bosnian Pyramids: A pseudoarchaeological myth and a threat to the existing cultural and historical heritage of Bosnia-Herzegovina an den Generalsekretär der UNESCO verfasst, in dem sie eindringlich vor Semir Osmanagić und seinem Vorhaben warnen.Im Dezember 2006 wurde zudem eine Protestnote gegen die Unterstützung der Pyramidenhypothese und der diesbezüglichen Forschungen durch die bosnischen Behörden verfasst. Die Forscher beklagen mangelnde Unterstützung der seriösen Archäologie in Bosnien zugunsten der pseudowissenschaftlichen Pyramidentheorie. Des Weiteren wurde die Zerstörung realer Artefakte etwa der neolithischen Butmir-Kultur durch die unsachgemäßen Grabungen von Osmanagić und seinem Team befürchtet. Archäologen der Universität Kiel sprechen sogar von einem bewussten Schwindel, da es den Ausgrabungsversuchen an Professionalität mangele und Osmanagić „pseudowissenschaftliche Analysen zu den Funden“ publiziere.

 

Die Archäologin Silvana Cobanov, die 2006 Ausgrabungen in Pljesevica geleitet hatte, schrieb den Mitgliedern des Aufsichtsrates der Osmanagic Foundation unter anderem, es falle ihr im Rückblick schwer, sich und anderen einzugestehen, dass sie nur äußerlich die Leitung auf dem Grabungsfeld innehatte, und dass es ihr nicht gelungen sei, einen Mitarbeiter zu veranlassen, seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen fachgerecht zu dokumentieren, oder einen anderen davon abzuhalten, mal hier ein bisschen und mal dort ein bisschen zu graben. Die eigentliche Kontrolle habe hingegen Goran Cakic gehabt, der kein Archäologe, sondern Maschinenbauingenieur gewesen sei. In Bezug auf die Ausgrabung eines rechteckigen Objektes am Fuß einer der angeblichen Pyramiden informierte sie Osmanagic, dass es sich um „sehr instabile Trockenmauern“ neueren Datums handle. „Ich habe protestiert, dass man nicht von einem Grab oder Eingang zur Pyramide oder einem prähistorischen Militärposten sprechen solle… Und es ist meiner Meinung nach unehrlich, den Besuchern gegenüber solche unfundierten Vermutungen zu äußern. Das heißt also abschließend: In Pljesevica haben wir kein einziges archäologisches Artefakt gefunden…“

 

2012 wurde die bislang letzte Untersuchung, durchgeführt von den englischen Wissenschaftlern Dougal Jerram (Geologe) und Henry J. Chapman (Archäologe), von einem Team von National Geographic in einem Dokumentarfilm dargestellt. Die beiden Forscher kamen zum Schluss, dass alles, was sie gesehen hatten, „die Hinterlassenschaften von See- und Flusssedimenten sind, die vor mehreren Millionen Jahren abgelagert wurden.“ Sie hätten keine Spuren von archäologischem Material gesehen; sie seien hingegen Zeugen „methodisch schlechter Praxis geworden, die jegliche archäologischen Überreste, die dort sein könnten, wirksam zerstören würde.“

 

Curiosa:

 Im Februar 2008 sande ein Blogger mit dem Namen Izmo Guglić zwei inhaltlich sinnlose, jedoch wissenschaftlich klingende Arbeiten zur Veröffentlichung an die Website von Semir Osmanagić. Er hatte sie unterzeichnet mit „Dr. phil. Amer Kovačević“

Auch nachdem Izmo Guglić in seinem Blog bekanntgegeben hatte, dass beide Artikel ein Hoax seien und dass „Dr. phil. Amer Kovacevic“ eine erfundene Person ist, wurde der Artikel von der Website des Projekts von Semir Osmanagić nicht entfernt.

 

Der Geologe Robert Schoch, der seinerseits mit einer sehr kontroversen Datierung der Sphix Schlagzeilen machte und grundsätzlich der Pseudowissenschaft gegenüber offen steht. Attestierte in der esoterischen Zeitschrift „Sub Rosa“, dass es sich bei den bosnischen Pyramiden nur um geologische Formationen handelte.

Oft werden geologische Formationen als archäologische Artefakte präsentiert. Hier zB. ein angebliches Gehwegpflaster. Man sieht aber schon an den parallelen Kanten, dass es sich hier nicht um ein Gewegpflaster handeln kann. Schaut man sich das Bild genauer an, so sieht man auch zB. durchgängige Strukturen (roter Strich ist direkt darunter) die sich über die Steine hinweg ziehen. Es handelt sich hier also um eine Sandsteinplatte die durch eiszeitliche Bewegungen über den Untergrund zerbrochen ist.

 

<a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gehweg_4.jpg">Mrs.Aletheia</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0">CC BY-SA 4.0</a>, via Wikimedia Commons
Mrs.Aletheia, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Ursprünglich von Mrs.Aletheia, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Eine durchgängige Steinstruktur auf dem angeblichen Gehwegpflaster zeigt, dass es sich hier nicht um ein künstlich angelegtes Pflaster handelt, sondern eine Gesteinsschicht, die durch Schiebebewegungen zerbrochen ist. Typisch für eiszeitlich abgelagerte Schichten. Ursprünglich Mrs.Aletheia, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Literatur:

 


  1. John Bohannon: Archaeology. Mad about Pyramids. In: American Association for the Advancement of Science (Hrsg.): Science. Band 313, Nr. 5794, 22. September 2006,  S. 1718–1720.